Hintergrundinformationen (Verkehrswende)

Der Verkehrssektor hat einen Anteil von etwa 22% an den Treibhausgas-Emissionen Deutschlands (davon 18% Straßenverkehr, 3% Flugverkehr; Handbuch Klimaschutz – Wie Deutschland das 1,5-Grad-Ziel einhalten kann, oekom-Verlag 2020), ist aber in den vergangenen Jahrzehnten seinen Beitrag an der Verminderung der Treibhausgasemissionen schuldig geblieben. Die Zahl der Flüge steigt von Jahr zu Jahr, wir erleben einen Kreuzfahrt-Boom sondergleichen, und die Autos werden immer größer und stärker motorisiert, sodass jeglicher Fortschritt bei der Weiterentwicklung der Motoren hin zu geringeren Verbrauchswerten zunichte gemacht wurde. Die Pendler-Pauschale und die Politik des billigen Geldes führen, zusammen mit erheblich gestiegenen Ansprüchen an die Pro-Kopf-Wohnfläche, zu immer größeren Entfernungen zwischen Wohnen und Arbeit mit einer Ausdehnung von Städten und Gemeinden, einer folglich immer weiter zunehmenden Zersiedelung der Landschaft und einer Zunahme der Kraftfahrzeuge in Deutschland (58,2 Mio Kraftfahrzeuge, davon 47,7 PKW, was etwa einem PKW pro Kopf entspricht! (Bevölkerung zwischen 20 und 64 Jahren im Dezember 2019 48,84 Mio). Mehr Autos wollen fahren und so ist , trotz gegenteiliger Empfehlungen der Wissenschaft zur Erreichung des Pariser Klima-Ziels, der Deutsche Fernstraßenbau von einem weiteren Zubaumoratorium weit entfernt, wie unlängst die Auseinandersetzungen um den Bau der A49 durch den Dannenröder Wald in Hessen gezeigt haben. Die Anzahl der Staumeldungen auf bundesdeutschen Fernstraßen lag 2019 bei 708.000, die kumulierte Staulänge auf Autobahnen bei 1,4 Millionen Kilometern. Immer mehr Städte erlassen Fahrverbote und Beschränkungen um Grenzwerte bei der Feinstaubbelastung einhalten zu können.

Das übergeordnete Ziel muss eine Verminderung der Anzahl privater PKWs sein mit folglicher Abnahme von CO2-Ausstoß, Platzverbrauch, Schadstoffbelastung, Lärm und Unfallgefährdung. Ein besonderes, verkehrsraum- und landschaftsbelastendes Problem stellen die überschweren, übergroßen, übermotorisierten Stadt-Geländewagen, SUVs, und die knapp 500.000 Wohnmobile mit ihrem entsprechend hohen Verbrauch dar. (Lag die durchschnittliche PS-Stärke von Neuwagen Ende der 90-er Jahre noch bei unter 100 PS, sind es jetzt 148 PS). Hier muss auf steuerlichem Wege für einen entsprechenden Ausgleich gesorgt werden.

Wichtig ist in diesem Zusammenhang ein

– Ausbau und Wiederinbetriebnahme stillgelegter Bahnstrecken, insbesondere nach Niebüll.

Bundesweit plädieren wir für ein – seit Jahrzehnten überfälliges! – Tempolimit von 110 km/h auf Autobahnen und 80 km/h auf Landstraßen. Wo möglich, ist Personenverkehr vom PKW auf ÖPNV und Schiene und Warentransport von LKW auf Bahn und Schiff zu verlagern. Hierbei kommt der Elektrifizierung eines bedeutenden Anteils des Bundes-Autobahnnetzes eine wichtige Bedeutung zu. Die Pendler-Kilometer-Pauschale soll durch ein sozialverträgliches Pendlergeld ersetzt werden.

Im Flugverkehr sollen Inlandsflüge und ähnlich kurze Auslandsflüge eingestellt und auf die Bahn verlagert werden. Längerfristig, bei Erreichen entsprechend hoher Ausbau-Kapazitäten im Bereich der Erneuerbaren Energien, soll der verbleibende Rest! – Flugverkehr mittels E-Treibstoffe erfolgen. Ein klimaverträgliches Flugstrecken-pro-Kopf-Kontingent soll eingeführt werden.

Der Warenverkehr ist kein Selbstzweck, sondern dient den Bedürfnissen der Menschen und sinnvoller Arbeitsteilung. Er ist qualitativ und quantitativ im Sinne einer möglichst großen Nachhaltigkeit zu (be-) steuern und regional zu gestalten. 20 verschiedene Sorten Milch machen niemanden glücklich!

Das Verbrennen von Schweröl im Internationalen Schiffsverkehr ist zugunsten von zunächst Marine-Diesel, später E-Brennstoffen einzustellen. In Häfen erfolgt die notwendige Stromversorgung mittels Landstrom.

Der Bahnverkehr wird künftig eine deutlich größere Rolle sowohl im Personen- als auch im Warenverkehr spielen. Dementsprechend müssen stillgelegte Strecken wo sinnvoll wieder in Betrieb genommen und das gesamte Netz ausgebaut werden. Zwischen den europäischen Zentren werden leistungsstarke Fern- und Nachtzug-Angebote eingerichtet.